Das vielbesungene Crossover ist ein wenig in die Jahre gekommen. Dass dieser Ansatz High and Low, Kunst und Leben, Galerie und Club miteinander kurzzuschliessen aber immer noch so spannend wie problematisch ist, dies ist nicht zuletzt der Arbeit des Schotten Ross Sinclair ables- und abhörbar.
Problemlose Menschen wolle sie liefern, meint ironisch die Schweizer Künstlerin an einem spätsommerlichen Nachmittag in New York und verweist auf die entsprechende Arbeit «Living Dolls». Weitere Werke sind im Moment in der Ausstellung «Missing Link» im Kunstmuseum Bern zu sehen.
Doris Berger · «Lucky Like Daniel Rose» ist ein Videotagebuch über eine abwesende Liebe. Die fiktive Figur Daniel Rose ist an alltäglichen Orten wie Schlafzimmer, Küche, Arbeitsplatz, Wohnzimmer, Bar zu sehen. Sie bieten ihm das persönlich-intime Setting für seine Anekdoten, die immer mit Sehnsucht nach der Abwesenden enden.
Das Werk von Jos Näpflin (*1950, lebt in Zürich) erscheint als ein labyrinthisches Feld. Seine Grösse ist wohl überschaubar, und als gesonderte sind seine Teile zu erfassen. Dennoch ist die Gesamtstruktur undurchsichtig, da die einzelnen Teile sich wieder gegenseitig erhellen noch einer einheitlichen künstlerischen These unterstellen. Vielmehr führen sie zu immer feineren Differenzierungen und damit zu immer grösseren Komplikationen. Nicht Bewältigung ist ihr Angebot, nicht Lösung ihr Anspruch, sondern die bis zum Äussersten gesteigerte Problemstellung. Jos Näpflin führt verschiedene künstlerische Strategien und Werkcharaktere zu einem komplexen Geflecht zusammen. Das Folgende ist ein Ariadnefaden.
Die Eleganz der langgestreckten gebogenen Glasfassade aufnehmend, breitet der Laden sein Warenangebot freundlich, hell und geräumig aus. Das bis an die Decke sich hochrankende Regalsystem ist akkurat gefüllt. Der Käsetheke entströmt ein appetitanregender Duft. Obst und Gemüse konkurrieren um die Frische. Im zurückhaltenden, funktionalen Design präsentiert sich das dem Lebensmittelladen angeschlossene Café im Nebenraum, wo frischgepresste Säfte und täglich wechselnde Menus preisgünstig serviert werden. Die Aschenbecher auf den niedrigen Tischen erwecken gleich Sympathie.
Ein Teil jüngerer Tafelbildmalerei sei eine Fortsetzung der neuen Medien mit Pinsel und Farbe, meinte 1995 der Kunsthistoriker Stefan Germer. Diese These lässt sich an der Bildproduktion des Berliner Malers Volker Wevers (*1960) bekräftigen.
«Ich arbeite mit Räumen, mit erinnerten, imaginierten Räumen und solchen, in denen ich mich tatsächlich aufgehalten habe... Nicht Möbel, nicht Wand, sondern der Raum dazwischen, die Leere, das begrenzte Nichts... interessiert mich», schreibt Anna Margrit Annen (*1951 in Baar/ZG) zu ihrer Ausstellung «bewohntes Unbewohnt» bei Carla Renggli in Zug. Die zur Zeit in Paris arbeitende Künstlerin zeigt Zeichnungen, Malerei und Video. Bezogen auf ihr Gesamtschaffen könnten es auch plastische Arbeiten und/oder Raum-Installationen sein.
Anfang der neunziger Jahre feierte Cady Noland mit ihren raumgreifenden Installationen grosse Erfolge. In letzter Zeit jedoch ist es ruhig um die dem Junk-Stil zugerechnete Künstlerin geworden, bewusst hatte sie sich aus dem kommerziellen Kunstbetrieb zurückgezogen. Nun stellt die Wahl-New-Yorkerin zusammen mit dem vor über 30 Jahren in die USA emigrierten Schweizer Maler Olivier Mosset im Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich aus und fordert zu einer Neusichtung ihrer Arbeiten auf.
Alles kann anders sein: Das Jahresprogramm des Zürcher Kunsthauses, eher lauwarm zur Kenntnis genommen, entpuppt sich plötzlich als eine hervorragend überlegte thematische Einheit zur Zeitwende mit Rück- und Ausblicken. Nach der «Russischen Avantgarde» und den «Richtkräften für das 21. Jahrhundert» folgt jetzt «Weltuntergang & Prinzip Hoffnung», eine Harry Szeemann Produktion, von dem Schriftsteller Ernst Halter angeregt.
Was man gemeinhin das Betriebssystem Kunst nennt, ist nicht nur Resultat erhöhter Reflexion und Selbstreflexion von Kunst, wie sie an die institutionelle Kunsttheorie gekoppelt ist. Ja, vielleicht sind (Selbst-)Reflexion und institutionelle Kritik nicht sosehr der Grund, auf dem sich das «Betriebssystem» erhebt, sondern lediglich ihr Effekt. Von dieser Warte aus wären (Selbst-)Reflexion und Kritik vor allem ein Symptom einer erhöhten Professionalisierung dessen, was man künstlerische Tätigkeit nennt.
Mit einer Ausstellung des Video- und Leuchtkastenkünstlers Daniel Pflumm eröffnet die Berliner Galerie Neu jetzt ihre neuen Räume in Berlin-Mitte. Konsequent mutiert der junge Künstler in dieser Präsentation zum Werbedesigner und betont so die Allianz von Kunst und dem (profitablen) Geschäft mit ihr.
Ob sie nun mit Postkarten und Feriendias arbeiten oder eine Polizistin auf einer Kreuzung beobachten, stets sind in den Werken von Kühne & Klein Detail und Gesamtbild in raffinierter Weise verschränkt. Die Organisation von Mengen ist eine Spezialität von Hendrikje Kühne und Beat Klein, die derzeit im Kunst Raum Riehen erstmals gemeinsame Werke präsentieren.
Der in Zürich lebende Künstler ist durch seine surreal anmutenden Objets trouvés bekannt geworden. In seiner letzten Ausstellung in der Galerie Wilma Lock 1994 deuteten Grafit-Glas-Bilder eine Hinwendung zur Zeichnung an. Jetzt führt Daniel Zimmermann seine Gegenstandsbefragung mit Bleistift und Papier fort.